Ghosting durch Bewerber sorgt für unerwartete Funkstille im Recruiting und stellt Unternehmen vor große Herausforderungen. In unserem Blogbeitrag zeigen wir, warum klare Kommunikation entscheidend ist und wie Sie trotz plötzlicher Stille professionell damit umgehen können.
Telefonisch nicht erreichbar, auf E-Mails keine Antwort und das geplante Vorstellungsgespräch bleibt unbesucht – was ist da los? Immer mehr Recruiter sehen sich mit einem Phänomen konfrontiert, das ursprünglich aus der Dating-Welt stammt: Ghosting. Bewerber brechen ohne Vorwarnung den Kontakt ab – teils nach dem Erstgespräch, teils sogar nach einer mündlichen Zusage.
Ghosting – ein wachsender Trend?
Was vor einigen Jahren noch die Ausnahme war, wird mittlerweile zur Regel: Laut Studien hat über jeder zweite Recruiter bereits Ghosting erlebt, insbesondere bei Berufseinsteigern und jüngeren Zielgruppen. Dabei ist das Verhalten oft nicht persönlich gemeint – sondern Ausdruck einer veränderten Haltung im Bewerbungsprozess.
Der Arbeitsmarkt hat sich gedreht. Kandidaten haben heute häufig mehrere Optionen, sind informierter, selbstbewusster und treffen Entscheidungen schneller. Fühlt sich ein Prozess zu träge an oder passt das Bauchgefühl nicht, wird der Kontakt abgebrochen.
Warum ghosten Bewerber?
Die Gründe sind vielfältig:
· Unentschlossenheit oder Überforderung im Prozess
· Bessere Angebote
· Fehlendes Interesse nach dem Kennenlernen des Unternehmens
· Zu lange Reaktionszeiten seitens des Unternehmens
· Schlechte Candidate Experience: z. B. unpersönliche Kommunikation oder unklare Erwartungen
Was kann man als Recruiter dagegen tun?
Auch wenn Ghosting nie ganz vermeidbar sein wird, gibt es konkrete Hebel, um es zu reduzieren:
1. Speed matters
Lange Reaktionszeiten führen fast zwangsläufig zu Absprüngen. Schnelle Rückmeldungen signalisieren Wertschätzung – und halten Kandidaten im Prozess.
2. Transparenz von Anfang an
Je klarer die Kommunikation (Ablauf, Ansprechpartner, Erwartungen), desto verbindlicher das Miteinander. Unklarheit begünstigt Rückzieher.
3. Verbindlichkeit schaffen
Ein kurzes Follow-up per Mail mit den nächsten Schritten und klaren Deadlines hilft, Verbindlichkeit herzustellen. Auch kleine „Commitments“ wie Terminbestätigungen oder To-dos (z. B. Unterlagen nachreichen) können die Verantwortung auf Bewerberseite erhöhen.
4. Proaktive Kommunikation
Nicht nur auf Rückmeldungen warten – aktiv nachfragen, kurze Zwischenupdates geben, Interesse zeigen. Das hält die Verbindung aufrecht.
5. Persönlichkeit zeigen
Standardfloskeln und automatisierte E-Mails wirken distanziert. Wer individuell kommuniziert, schafft Bindung und reduziert die Hemmschwelle für einen offenen Dialog – auch bei Absagen.
6. Feedback offen ansprechen
Wenn ein Gespräch nicht stattfindet: höflich nachhaken. Wer respektvoll um Feedback bittet, bekommt oft ehrliche Rückmeldungen – und kann daraus lernen.
Fazit: Ghosting verstehen – und professionell begegnen
Ghosting ist meistens kein Zeichen von Respektlosigkeit, sondern oft Ausdruck eines veränderten Bewerberverhaltens in einem dynamischen Arbeitsmarkt. Für Recruiter bedeutet das konkret: Prozesse hinterfragen, Kommunikation verbessern und echte Beziehungspflege betreiben. Wer aufmerksam, transparent und verbindlich agiert, sendet klare Signale – und schafft damit die besten Voraussetzungen für eine beiderseitig wertschätzende Candidate Journey. Denn auch in herausfordernden Situationen gilt: Professionelles Verhalten zahlt sich langfristig aus.