Die 4-Tage-Woche: auch in Deutschland?

Ein Überblick

 

Vor Kurzem hat die belgische Regierung die Vier-Tage-Woche beschlossen. So haben Arbeitnehmer zukünftig das Recht, ihre Arbeitszeiten flexibler zu gestalten und an vier statt fünf Tagen wöchentlich zu verrichten. So darf täglich länger gearbeitet werden, um alle notwendigen Arbeitsstunden an vier Tagen abzudecken. Der Lohn soll gleich bleiben.

Diese Arbeitsmarktreform geht dem Wunsch der Arbeitnehmern nach mehr Flexibilität nach. Doch welche Vorteile und ggf. auch Nachteile hat das neue System?

Ein klarer Vorteil der 4-Tage-Woche ist das Gefühl mehr Freizeit zu haben bzw. diese besser nutzen zu können. So ist die Aussicht auf ein langes Wochenende Motivation genug die Arbeitszeit produktiver zu nutzen und Überstunden zu leisten, um diese am 5. Tag abzubauen. So erhalten die Arbeitnehmer mehr Zeit für Hobbies, Familie oder ähnliches. Als Resultat kehren die Arbeitnehmer dann entspannter an den Arbeitsplatz zurück, was auch einen positiven Effekt auf die Gesundheit hat.

Aber nicht nur zum Freizeitausgleich, sondern auch für das Wahrnehmen von Terminen macht es die 4-Tage-Woche für Arbeitnehmer leichter. So können Arzt- oder Handwerkertermine auf den freien Tag gelegt werden und der bisherige Stress beim Versuch den Termin bestmöglich und exakt zu terminieren entfällt. Dies hat auch Vorteile für den Arbeitgeber, da Mitarbeiter weniger häufig terminbedingt ausfallen.

Außerdem kann dieses Modell für den Arbeitgeber zum Vorteil werden, da dies die Attraktivität des Unternehmens steigen lässt. Da das 4-Tage-Modell noch recht selten ist, kann es als besonderes Benefit aufgeführt werden und vermittelt einen modernen, flexiblen Eindruck. Auch für die Mitarbeiterbindung ist dieses Modell interessant, wenn Arbeitnehmer hierdurch insgesamt zufriedener sind und die Fluktuation sinkt.

Die Gefahr der 4-Tage-Woche liegt darin, dass Arbeitnehmer es nicht schaffen ihre Produktivität für einen längeren Arbeitstag aufrechtzuerhalten und so ggf. ihre Aufgaben nicht schaffen, ohne noch mehr Überstunden aufzubauen. So könnte es passieren, dass die Arbeitnehmer einen hohen Druck verspüren und sich gestresster fühlen. Das Fazit hierzu wird sein, dass nicht jeder Arbeitnehmer für das 4-Tage-Modell geeignet ist, weshalb jeder frei entscheiden sollte, welches Modell beansprucht wird. Außerdem wird es bei der 4-Tage-Woche dazu kommen, dass „unnötige“ Zeitfresser wie das gelegentliche Unterhalten mit Kollegen im Sinne der Effizienz eliminiert oder stark reduziert werden, was sich negativ auf die zwischenmenschliche Ebene und die Arbeitsatmosphäre auswirken kann.

Ein weiterer Aspekt, der negativ aufgeführt wird, ist, dass ein zusätzlicher freier Tag zu Umsatzeinbußen führen kann, da die Konkurrenz ggf. an jedem Tag verfügbar ist. Für diesen Fall sollte ein System erarbeitet werden, sodass nicht ein ganzes Unternehmen bzw. eine ganze Abteilung komplett still liegt, sondern dass immer noch jemand präsent ist, der alle dringlichen Anliegen bearbeiten kann. So können Service und Erreichbarkeit weiterhin sichergestellt werden.

Insgesamt zeigten bisherige Erkenntnisse aus Testläufen, dass die Produktivität der Arbeitnehmer bei der Umstellung auf die 4-Tage-Woche konstant geblieben ist. Darüber hinaus sind die Überstunden nicht angestiegen und die Arbeitnehmer waren insgesamt weniger krankgeschrieben.

Letztlich sollte jedes Unternehmen selbst entscheiden, welche Variante im Sinne des Unternehmens und der Mitarbeiter, am besten geeignet ist.

 

Quelle: https://www.gruender.de/hr-office/4-tage-woche-vs-5-tage-woche/